Liebe Bienen- und Naturfreunde,
Willkommen in der Welt der Bienen!
Im Gegensatz zu Wespen oder Hummeln bildet die Honigbiene einen überwinternden Insektenstaat. Theoretisch können Sie sie also das ganze Jahr über beobachten, sobald die Temperatur über ca. 12°C klettert.
Im Bienenstock selbst leben drei verschiedene Bienenwesen:
Die Arbeitsbienen:
Eine Biene allein ist nicht lebensfähig. Nur gemeinsam als Volk sind Bienen stark und können alle Aufgaben erledigen, die das Überleben des Stockes sichern.
Die Arbeiterin lebt im Sommer nur ca. 5-6 Wochen und bringt in dieser Zeit eine Flugleistung von rund 800 Kilometern im Dienste des Bienenstaates hinter sich. Nur die „Winterbiene“, die im Spätsommer geboren wird, lebt länger – bis zum Frühjahr des nächsten Jahres. Sie legt selbst im Normalfall nie Eier, da sie durch einen von der Königin abgesonderten Pheromon-Stoff daran gehindert wird. Neben der wichtigen Aufgabe, Vorräte (Nektar der Blumen, Pollen und Honigtau der Bäume) zu holen, steht unter anderem noch folgendes an: Pflegen und Wärmen der Brut, Verteidigen des Flugloches, Reinigen der Zellen, Weiterverarbeitung des Nektars zu Honig, Füttern der Larven und der Königin, Produzieren des Wachses und der Waben und vieles mehr! Also ein sehr gefülltes Leben ....
Die Königin hat hingegen nur eine einzige, aber sehr wichtige Lebensaufgabe, die sie jahrelang erledigen kann, da sie bis zu 5 Jahre alt wird: Sie ist für den Nachschub an jungen Bienen zuständig und kann bis zu 2000 Eier („Stifte“) am Tag legen! Sie braucht sich sonst um nichts zu kümmern, da sie von der Mund-zu-Mund-Fütterung durch ihre „Hofdamen“ lebt.
Drohnen werden nur solange im Stock gefüttert und geduldet, bis die Begattungssaison vorbei ist. Danach werden sie aus dem Stock regelrecht vertrieben.
Eine faszinierende Verwandlung :
Wie wird aus einem winzigen Ei ein so schönes und vollkommenes Wesen wie die Biene?
Ob aus einem Ei ein Drohn, eine Königin oder eine Arbeitsbiene wird, bestimmt nicht allein die Königin: Dies hängt mit der Größe der Zellen zusammen, die die Arbeitsbienen für die Stifte (Eier) vorbereitet haben. So entscheidet das gesamte Volk je nach Jahreszeit und Trachtbedingung (Futterangebot), wer geboren wird.
Stifte, aus denen weibliche Bienen (Arbeiterinnen oder Königinnen) entstehen, sind mit Samen befruchtete Eier. Bei den männlichen Bienen hingegen werden unbefruchtete Stifte gelegt.
Die Königin besitzt also die erstaunliche Fähigkeit, wählen zu können, ob sie sich aus ihrem Samenvorrat bedienen will oder nicht.
Nach 21 Tagen bei der Arbeiterin, 24 Tagen beim Drohn und 16 Tagen bei der Königin ist die Faszination der Umwandlung vom Ei über die Larve und Puppe zur fertigen Biene vollbracht. Eine junge Biene wird geboren!
Oft werden wir Imker gefragt: wie entsteht aber eine neue Königin? Beide weibliche Wesen entstehen doch aus einem befruchteten Ei!
Der Unterschied liegt alleine in der Ernährung der jungen Larve: Soll eine Königin herangezogen werden, erhält diese als Dauernahrung ausschließlich Gelée Royal, einen Futtersaft, der von den Arbeiterinnendrüsen produziert wird (und übrigens in der Kosmetikbranche hoch angepriesen wird).
Die Larven, aus denen Arbeiterinnen entstehen, bekommen dagegen als „Starthilfe“ den Futtersaft nur in den zwei ersten Tagen und ab dem dritten Tag zusätzlich Pollen und Honig.
Nun ein paar Infos, damit Sie bald Bienenexpert(in) werden!
Grundsätzlich sind Bienen sehr friedlich und greifen nicht grundlos an. Sollten Sie trotzdem gestochen werden, sind Anschwellen und Rötung der Haut 2-3 Tage lang eine ganz normale Reaktion, die durch Kühlung der betreffenden Stelle gelindert werden kann. Echte Allergien (Schock, Nesselsucht, Erbrechen, Schwindel, etc...) sind selten und betreffen 0,5 Promille der Bevölkerung.
Königinnen werden oft vom Imker nach Jahrgängen mit einem Punkt auf dem Rücken farbig markiert, um sie schneller im Volk wieder zu finden. Die Farbe für 2023 ist zum Beispiel rot.
Für 500 g Honig müssen die Sammelbienen eines Volkes ca. 120.000 km fliegen – das ist umgerechnet dreimal um die Erde!
Ein Volk kann bis zu 60 kg Honig im Jahr produzieren (manche noch mehr, Bundesdurchschnitt: ca. 20 kg)!
Eine Biene fliegt ca. 20 km/h. (können Sie auch so schnell laufen?!)
Ein Volk im Sommer umfasst ca. 40.000-60.000 Bienen!
Bienen ernähren sich nur von pflanzlichen Stoffen (Nektar, Pollen, Honigtau). Sie werden sie niemals auf Ihrem Frühstückstisch oder beim Grillen antreffen (es sind die Wespen, die uns so lästig erscheinen)!
Noch ein paar Worte zum Thema „grosses Bienensterben“, was in den Medien zurzeit sehr extrem dargestellt wird:
Mitte der Siebziger kam aus Asien eine kleine Milbe namens Varroa destructor zu uns, die Huckepack auf dem Rücken der Bienen lebt und die Brut sehr stark beschädigt. Dies revolutionierte die Imkerwelt in Sachen Krankheitsbekämpfung. Noch nie hatte die Imkerei mit einem so hartnäckigen Parasit zu tun gehabt. Heute noch ist diese Milbe weltweit (mit wenigen Ausnahmen) verbreitet und es gibt keine Mittel, um sie endgültig auszurotten.
Verschiedene Medikamente (u.a. von Bayer) wurden entwickelt, die jedoch nach und nach Resistenzen hervorrufen. In der Bio-Imkerei und bei vielen anderen naturbewussten Imkern werden mit Erfolg organische Säuren, die in der Natur vorkommen, zur Bekämpfung der Varroa eingesetzt. Trotzdem sind alle Eingriffe im Bienenvolk nicht immer genau vorhersehbar und Verluste, oft wegen unzureichender oder falscher Behandlungen, sind immer wieder festzustellen.
Sicherlich kommen auch noch andere Faktoren wie Viren, Pestizide, Monokulturen (dadurch immer weniger Wildblumen), Gentechnik, etc. hinzu, die eine zusätzliche Belastung für die bereits geschwächten Völker darstellen. Die Bienen werden von den Imkern gegen Parasiten behandelt, aber durch Futterversorgung und erforderliche Bienenbeuten als Behausung mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Das in der Öffentlichkeit beklagte Bienensterben bezieht sich auf die Schwestern unserer Honigbienen, die Wildbienen. Diese finden aufgrund der Monokulturen immer weniger Lebensräume und Nahrung und verschwinden aus unserer immer weniger werdenden natürlichen Umgebung.
Auch Sie können etwas für alle Bienen und die Natur tun:
Pflanzen Sie in Ihrem Garten Blumen, die Bienen und anderen blütenbesuchenden Insekten Nahrung bieten.
Verzichten Sie auf den Einsatz von Agrargiften auf Ihrem Feld und in Ihrem Garten.
Die Leistung, die die Honig-Bienen vollbringen, kann kein Konzern ersetzen und deswegen würden wir Imker uns sehr freuen, wenn Sie sich für den Erhalt der Bienen einsetzen würden. Ob in Solingen oder auf der ganzen Welt – egal wo, Honigbienen werden überall gebraucht, denn ohne Bienen gibt es viel weniger Obst und Gemüse.
Kaufen Sie Ihren Honig direkt beim Imker in Ihrer Nachbarschaft.
Begegnen Sie den Bienen mit Respekt und nicht mit Angst und seien Sie neugierig auf diese faszinierende Welt!